Pausenkiosk - mehr als nur ein Wunsch

In der Schlange vor dem Kiosk stehen nicht nur Kinder, die am Kiosk etwas holen wollen. Viele möchten bloss dabei sein und die neue Attraktion im Rietli aus der Nähe begutachten. "Wer ist als Nächstes dran?", fragt Maya hinter dem Verkaufstresen und erspäht die Schaulustigen. "Wer nichts nimmt, soll bitte zurücktreten!" Zügig sammelt sie die Bons ein und lässt die Kundinnen und Kunden ihren Znüni vom Tisch nehmen. Schliesslich bleibt für die Abwicklung nur die 20 Minuten der grossen Pause Zeit.

Der Pausenkiosk ist ein Anliegen aus dem Schülerparlament. Aus verschiedenen Klassen brachten die Delegierten den Wunsch nach einem Pausenkiosk ein. "Wer seinen Znüni vergessen hat", argumentiert eine Schülerin, "muss dann nicht Hunger haben oder bei anderen betteln." Zudem, fügt ein Sechstklässler hinzu, können wir mit einem Kiosk Verantwortung übernehmen. Schnell war das ganze Parlament überzeugt, dass diese Idee Potenzial hat.

Der Unterricht hat vor acht Uhr noch gar nicht begonnen. Und dennoch zieht es spürbar mehr Kinder schon früher aufs Schulgelände als sonst. Ein Tisch steht vor dem Eingang, darauf eine Kasse und verschiedene Bons. Noch scheu trauen sich die ersten Kinder an den Tisch, wo die Kiosk-Verantwortliche, Frau Cucciniello, und zwei Schülerinnen Bons für den Pausenkiosk verkaufen. "Was hättest du für die zwei Franken gerne?", fragt Emma einen Erstklässler. Dieser zeigt auf die Bons mit dem Zuckerwatten-Bild drauf und auf diejenigen mit dem Gipfeli-Piktogramm. Zahlt's, nimmt's und schaut noch ein bisschen dem Bon-Verkauf zu.

Dass der Kiosk-Betrieb im Bon-System organisiert ist, haben die Parlamentarier in der Vorarbeit entschieden. Es sei im Zeitdruck besser zu bewältigen, falls hunderte Kinder gleichzeitig etwas vom Kiosk wollen. Es sind solche Fragen, die ein Projekt wie dieses von einem reinen Wunschkonzert unterscheiden. "Wir wollen etwas - also übernehmen wir auch die Verantwortung", so das Motto. Wo genau soll der Kiosk aufgebaut werden? Wie wird er eingerichtet? Mit wem müssen wir vorgängig was absprechen? Von wem müssen wir das Projekt absegnen lassen? Diese und viele weitere Fragen haben die Delegierten des Schülerparlaments in Gruppen geklärt und die nötige Vorarbeit geleistet, sodass das Projekt der Schulleitung und dem Lehrerteam vorgestellt und um Grünes Licht gebeten werden konnte. Am Helfer-Mittwochnachmittag erscheint beinahe das ganze Parlament, um die letzten Vorbereitungen - Kiosktür und -räumchen streichen, Tresenmöbel einrichten, Bons laminieren und schneiden, etc. - für die Eröffnung zu treffen.

Die Pausenglocke läutet. Die Kinder begeben sich wieder zurück in ihre Klassenzimmer. Für Maya, Emma und Frau Cucciniello bedeutet es, den Kiosk so schnell wie möglich wieder aufräumen und das Schulareal vom gröbsten Littering zu befreien. Es dauert nicht wesentlich länger, bis auch sie wieder im Klassenzimmer sind. Dafür aber mit einer gehörigen Portion Stolz, ein so grosses Projekt auf die Beine gestellt zu haben. (so)